(Berthold Leendertz)

Handfeste Akten zur Entstehung des Parks am Heilmannshof gibt es nur aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts von einem Gartenarchitekten, der von meinen Eltern mit der Anlage eines Gehölz- und Staudengartens beauftragt war. Einerseits mag das daran liegen, dass sowohl die Familie Heilmann, nach welcher der Hof benannt ist, als auch die Familie Leendertz wenig aufgezeichnet haben. Möglich ist auch, dass eventuelle Unterlagen beim Luftangriff auf Krefeld im Juni 1943 im Keller der Fa. Scheibler & Co. am Friedrichsplatz Ecke Friedrichstraße verbrannt sind. Dort soll auch der schöne, farbige Gartenplan des 1937 bis1939 entstandenen sogenannten "Gehölzgartens" des Baron von Engelhardt verwahrt worden sein. Die Aufarbeitung des erhaltenen Teiles des Familienarchivs durch meinen Bruder Dr. Werner Leendertz brachte bezüglich der Parkgeschichte des Heilmannshofs kaum nennenswertes Material zu Tage. So muss ich mich also auf mündliche Überlieferungen meiner Eltern, meiner Geschwister und der von 1937 bis 1972 auf dem Hof tätigen Wirtschafterin, Frau Anneliese Altkemper, sowie eigene Erinnerungen berufen.

Die knappe Vorgeschichte ist kurz geschildert: Der Hof kam durch die Heirat meines Großvaters Fritz Leendertz mit Luise Heilmann 1880 in den Besitz der Familie Leendertz. 1910 wurde das alte Wohnhaus abgebrochen und das neue Wohnhaus nach Plänen der Baumeister Girmes & Oediger im Stile eines Englischen Landhauses gebaut, das bis 1922 nur als Sommerhaus genutzt wurde. 1922 zogen meine Eltern nach dem Tod der Großeltern sowie von Dr. Paul Heilmann und der Vermietung des Stadthauses (Dionysiusstr. 19) ganzjährig auf den Heilmannshof. Das sog. "Gärtnerhaus" stammt in seinem Grundbau von 1870 (Jahreszahl über der alten Haustür aufgemalt, leider inzwischen überstrichen), etliche Anbauten stammen aus späterer Zeit. In diesem Haus hatte mein Großonkel Dr. Paul Heilmann, Arzt in Krefeld, Junggeselle, ein Refugium: Er soll nach der Überlieferung jedes Wochenende hier auf dem Hof verbracht haben, Naturbeobachtung, Angeln und die Beschäftigung mit dem Obstbongert auf dem Hof waren seine Leidenschaft.

Der älteste Parkteil, der sich östlich der Front des Gärtnerhauses bis an die Nieper Kuhlen erstreckt, stammt aus der gleichen Zeit: Eine vor Jahren wegen Sturzgefahr gefällte alte Buche, die diesen Gartenteil mit mehreren anderen Großbäumen flankierte, habe ich per Jahresringanalyse auf das Herkunftsjahr 1865 datieren können. Dieser Parkteil zeigt deutlich die Elemente des Landschaftsgartens: Zwei Wiesenflächen, verbunden durch ein Baumtor, umstanden von Großbäumen, von einem Kiesweg umrundet. Mein Vater brachte in den 30ger Jahren einige Zwiebeln der in englischen Parkanlagen weit verbreiteten Blue Bell (Hyacinthoides non scripta) mit und pflanzte sie hier ein. Bis heute hat sich dieser entzückende Frühjahrsblüher auf dem ganzen Heilmannshof ausgebreitet: Die Wiesenflächen des ältesten Parkteils sind im April in ein blaues Meer verwandelt. An beiden Endpunkten der Gartenpartie gibt es je einen Point de vue: Auf der südlichen Seite war es ein großer Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata, Heimat: Pazifikküste, Kanada und USA), der inzwischen abgestorben ist, jedoch, ganz nach der Manier der Art in seiner Heimat, einige Absenker hinterlassen hat, von denen wir einen zum neuen Blickfang auserkoren haben. Auf der Nordseite hebt sich das Gelände zu einem künstlichen Hügel, der von einer großen Rhododendrongruppe geziert wird und kurz vor dem steilen Hang zu den Kuhlen einen oktogonal gestalteten Traillagepavillon trägt, von dem aus man einen Fächerblick in vier Richtungen genießen kann. Den Pavillon überkronten ehemals vier Großbäume, zwei Rosskastanien (Aesculus hypocastanum) und zwei Platanen (Platanus x hispanica). Eine Platane ist inzwischen abgestorben, was der Situation jedoch keinen Abbruch tut: Die massiven Baumkronen hinderten durch hängende Äste die Blickbeziehungen; die noch stehenden Bäume habe ich stark aufgeastet, ohne ihre malerischen Kronenformen zu sehr zu beeinträchtigen.

Der künstliche Hügel entstand offenbar aus dem Abraum der möglicherweise zum Hof gehörenden Ziegelei am Luiter Weg, Hinweis hierfür: Das ausgekleite Gelände, auf dem in meiner Jugend im Winter immer Wasser stand (und wir, nach wenigen Frostnächten, Schlittschuh laufen konnten). Bei einer Tiefenlockerung auf der Parzelle fanden wir Ziegelschutt, desgleichen bei Pflanzarbeiten am Pavillon. Der Pavillon steht auf einer massiven Betonplatte, er selbst ist eine reine Holzkonstruktion. Jugendstilistische Zierelemente weisen auf eine Entstehung zwischen 1900 und 1910 hin. Das ist also deutlich später, als der Baumbestand des ältesten Gartenteils. Bei der in Abstimmung mit dem Denkmalamt der Stadt Krefeld ausgeführten gründlichen Restaurierung vor drei Jahren stellte der mit den Arbeiten betraute Schreiner fest, dass die tragenden achteckigen Säulen (Eiche) nur wenige Schäden aufwiesen, die Handläufe (Pitchpine) überhaupt keine. "Noch hundert Jahre" - so seine Aussage - "werden die halten". Noch vorhandene Gehänge belegen, dass der Pavillon früher mit von innen abnehmbaren Fenstern ausgestattet war. Mein Vater erzählte einmal, im Pavillon habe früher ein Tisch mit einem Loch in der Mitte gestanden, in das ein großer Bowlentopf passte, weshalb das Ensemble "Leendertzscher Ozean" genannt wurde; Großvater Fritz muss hier mit Schwager Paul und anderen Familienmitgliedern oder Freunden ordentlich gepichelt haben! Nach Aussage meines verstorbenen Onkels Heinz Leendertz (eines Vetters meines Vaters) ist dieser Tisch in späteren Jahren in den Besitz der Familie Schmidt (Verwandtschaft der Familie Leendertz) nach Düsseldorf gelangt. Ein mit einigen Basaltstufen ausgestatteter treppenartiger Abgang vom Pavillon zur Brücke über eine Schmalstelle der Nieper Kuhlen ist beiderseits mit Schlackensteinen flankiert. Die Brücke, etwa 10 m lang, war ursprünglich eine sogenannte Knüppelbrücke, höchstwahrscheinlich aus Erlenholz, welches aus dem nahegelegenen Erlenbruch stammte; die Erlen (Alnus glutinosa) wurden von den anwohnenden Bauern bei Erreichen einer bestimmten Dicke "auf den Stock gesetzt", d.h. in etwa 1 m Höhe abgeschnitten, die Stämme anschließend geschält und ein bis zwei Jahre in der Kuhle geflößt. Danach hielt sich dieses Holz über Jahrzehnte. Es wurde ganz allgemein für Haus und Hof, eben auch zum Brückenbau, genutzt. Die auf den Stock gesetzten Erlen trieben wieder aus, so konnte die Gewinnung von Stämmen nach 30 bis 40 Jahren wiederholt werden: Beispiel für eine echte nachhaltige Wirtschaftsweise. Mitte der 80er Jahre musste die Brücke aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden, ein zwischenzeitliches Provisorium wurde durch einen kompletten Neubau vor 3 Jahren ersetzt, allerdings nun in moderner eleganterer Bauweise, wohl mit dem exakt gleichen Stich, aber ohne Geländer.

Auf der nördlichen Seite der Nieper Kuhlen liegt ein nahezu 2 ha großer Waldpark, der von einigen Wegen durchzogen ist. An einigen Stellen verläuft der Weg dicht an der Uferlinie, von dort bieten sich weiträumige Blickbeziehungen über das Wasser zum Wohnhaus. Der Waldpark ist eine Kombination aus dem bestehenden Auewald mit den für diesen charakteristischen Baumarten Esche (Fraxinus excelsior), Ulme (Ulmus minor)und Stieleiche (Quercus robur) und einigen eingebrachten Einzelbäumen wie Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Blutbuche (Fagus sylvatica purpurea), Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) und Roteiche (Quercus rubra). Auf der Nordseite des Waldparks als Begrenzung zum Feld gab es eine Weißdornhecke, die aber wegen des Feuerbrands (Erwynia amylovora) zum Schutz der zum Hof gehörenden Obstanlagen vor 20 Jahren gerodet werden musste. Dem Alter der Bäume nach zu urteilen, ist der Waldpark auch in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstanden. Eine frühere Waldwiese gehört heute zu einer Sukzessionsfläche. Im westlichsten Teil wurde 1958 der überständige Altbaumbestand gefällt und eine damals heftig propagierte Pappelkultur angelegt. Diese ist 1989 geerntet worden (der Ertrag erreichte wegen des Preisverfalls für Pappelholz nur knapp 1/5 der Prognose von 1958), seither ist diese Fläche ganz sich selbst überlassen (Sukzessionsfläche) und erfreut durch anwachsende Pflanzenvielfalt. Im äußersten Westen stand eine einfache Bank aus Holzbohlen, flankiert von großen Schlackensteinen neben einer Trauerweide. (Salix alba "Tristis"). Von hier hatte man früher einen großräumigen Blick über die ganze Länge der Kuhle bis zur Brücke und zum Pavillon. Diese Blickbeziehung ist inzwischen verengt: In den Jahren der niedrigen Wasserstände in den 70er und 80er Jahren bildeten sich im Flachwasserbereich unterhalb des sogenannten Kaninchenberges Verlandungsinseln, auf denen sich Erlen ansiedelten, damit ist zwar die Brücke noch sichtbar, nicht mehr aber der Pavillon.

Im Bereich einer ehemaligen Waldwiese, die ebenfalls mit inzwischen geernteten Pappeln bepflanzt war, haben wir vor 12 Jahren eine breite Schneise in die uferständigen Erlen geschlagen, um sowohl von hier eine großzügige Sichtbeziehung über die Wasserfläche nach Süden bis zum Wohnhaus zu öffnen, als auch umgekehrt vom Wohnhaus aus über Wiese und Wasser einen malerischen Blick in die Landschaft des Waldparks mit ihrem typischen niederrheinischen Charakter genießen zu können. Die soeben beschriebene doppelseitige Blickbeziehung könnte schon von meinem Vater geplant gewesen sein, denn mitten in der Blickachse steht am Ufer der Waldwiese eine in den 30er Jahren gepflanzte Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die heute als Point de vue dient. Ein heftiger Sturm hat in den 80er Jahren drei Bäume am südlichen Kullufer geworfen; ich nutzte die Chance und rodete die restliche störende Vegetation, erst damit war die Öffnung vollzogen; die Freistellung der Sumpfzypresse auf der Waldparkseite durch Fällung der uferständigen Erlen war die logische Folge. Anlässlich einer Diplomarbeit "Skulptur im Park" wurde von einem Künstler vor zehn Jahren diese Landschaftsszene als "Bühne" bezeichnet, seither ist dieser Name auf dem Heilmannshof zur Gewohnheit geworden. Die Anreicherung des Bereiches der ehemaligen Waldwiese mit einigen Gehölzen mit besonders intensiver Herbstfärbung wertet die Situation zusätzlich auf. Zwischen Wohnhaus und Wasserfläche finden wir eine große freie Wiese. Die jetzige Gestalt erhielt dieser Gartenraum unmittelbar nach dem II. Weltkrieg auf eine Anregung des Gartenarchitekten Roland Weber aus Düsseldorf hin. Aus der Entstehungszeit des Wohnhauses gab es einen kleinen formalen Garten an den drei hofabgewandten Seiten; das auf einer Warft stehende Wohnhaus war durch geschnittene Buchshecken und gekieste Wege vom übrigen Gelände abgetrennt, lediglich ein 5 m breiter, mit Rasenstreifen und geschnittenen Ligusterhecken flankierter Weg führte nach Norden im rechten Winkel zur Hausrückseite in Richtung auf die Kuhle, um dort in einen uferbegleitenden Weg einzumünden. Östlich dieses Weges stand eine große Himalaja-Zeder (Cedrus deodara), die aber den strengen Kriegswinter 1941/42 nicht überlebte.

Außerdem gab es ganz nahe am Haus einen uralten Birnbaum, von dem es eine schöne Geschichte gibt: Dieser Baum ragte mit seiner ausgedehnten Krone bis an die Fenster des Schlafzimmers meiner Eltern. In den schönen Mainächten müssen dort die Nachtigallen überaus lautstarke Rendezvous veranstaltet haben, was meinem Vater den Schlaf raubte. Da soll er nach Aussage meiner Mutter eines späten Abends wutentbrannt seine Pantoffeln aus dem Fenster in den Birnbaum geworfen haben, allerdings, so wurde dazu vermerkt, mit wenig Erfolg. Die Nachtigallen ließen sich offenbar durch solche Maßnahmen nicht stören! (Heute ist die Nachtigall leider nur noch ein gelegentlicher Gast auf dem Heilmannshof.) Ein Gehölzsaum bestehend aus einer uralten, schon zu meinen Kinderzeiten halb umgestürzten Mispel (Mespilus germanica), - sie diente uns Kindern als Kletterbaum, heute nutzen meine Enkelkinder sie auf die gleiche Weise - und einigen, vom Baron von Engelhardt im Rahmen der Anlage des sogenannten "Gehölzgartens" 1938/39 gepflanzten Magnolien überlebten den harten Winter 1941/42, der über fast 2 Monate nur Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und viele Tage unter minus 20 Grad Celsius brachte, fast ohne Schaden. Im östlichen Wiesenteil gab es einen kleinen Brunnen mit Staudenpflanzungen und Rosenbüschen. Roland Weber schlug die Entfernung des breiten Weges zum Wasser sowie von Brunnen nebst Beeten vor, lediglich die Parkrosenbüsche verblieben. Damit entstand ein großer freier Wiesenraum, östlich flankiert von Mispel und Magnolien mit dem Hintergrund der Großbäume des erwähnten ältesten Parkteils, im Westen durch malerische Gehölzgruppen, die teils mit dem "Gehölzgarten" angelegt worden waren. Bis auf wenige Verluste und Hinzufügungen, den Wegfall eines alten, sehr geliebten Süßkirschenbaumes aus Altersgründen, die Rodung einer ausufernden Essigbaumgruppe, die Zupflanzung eines Azaleensaumes vor einer großen, sehr alten Goldeibengruppe (gelbaustreibende Form von Taxus baccata), ist diese Szene bis heute kaum verändert. Im Norden, am Ufer des Gewässers, ist die Wiese begrenzt durch eine Pyramideneiche (Quercus robur fastigiata) eine mehrstämmige Esche (Fraxinus excelsior), weiter westlich nach einem großen freien Bereich 2 nebeneinander als Gruppe stehende Linden (Tilia x intermedia) sowie noch weiter nach Westen durch einen Laubengang aus Eiben (Taxus baccata), die inzwischen Höhen von 8 m erreicht haben und den uferbegleitenden Weg beiderseits flankieren, bevor der Weg die schon erwähnte "Bühne" quert. Aus dem Dunkel des Eibenganges heraustretend, hat der Besucher einen Blick nach Süden über die Wiese diagonal zum Haus über das Wasser zur Waldwiese und zum Waldpark.

Folgt man dem Weg über die Bühne in westlicher Richtung weiter, so gelangt man in einen alten, sehr dichten waldartigen Bestand, einerseits flankiert von einem typischen Saumgehölz des 19. Jahrhunderts, der Schneebeere (Symphoricarpos albus), andererseits von Eiben und Rhododendron. Der Weg ist dunkel, vor allem im Sommer, wenn die Baumkronen voll belaubt sind. Dann zweigt plötzlich nach Norden, zum Wasser hin, ein mäßig ansteigender Weg ab und führt auf den sogenannten "Kaninchenberg", wahrscheinlich errichtet aus dem Abbruchmaterial des 1910 gleichzeitig mit dem Bau des neuen Wohnhauses abgerissenen alten Bauernhauses; der Weg ist grottenartig flankiert von Schlackensteinen und freiwachsenden Buchsbaumbüschen (Buxus sempervirens "Rotundifolia" u.a.). Auf der Höhe verbreitert sich der Weg zu einem kleinen Platz, umstanden von ehemals vier Platanen, von denen wir gerade eine wegen Schiefstand und Sturzgefahr gefällt haben. Nach Norden, zum Wasser hin fällt die Böschung steil ab. Ein schmiedeeisernes Gitter sicherte den Bereich. Dieses Gitter wurde im Laufe der Jahrzehnte durch die sich verbreiternden Baumwurzeln und herabstürzende Ästen total verformt, außerdem zerstörte der Rost die bodennahen Teile. Der vor einigen Jahren gegründete "Heilmannshof e.V.", der unter anderem auch der Bewahrung der alten Parkstrukturen dient und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt ist, hat in diesem Winter die Rekonstruktion des Gitters exakt nach der alten Form und ihren Maßen finanziert; es ist im März 2002 von mir aufgestellt worden. (Auch der Brückenneubau wurde vom Verein mitfinanziert und vor allem von Mitgliedern des Vereins an einem Wochenende montiert.) Die in vielen Jahrzehnten aufgewachsenen Baum- und Straucharten, welche die Sicht auf das Wasser vollkommen versperrten, habe ich gerodet oder zurückgeschnitten: Jetzt erlebt der Besucher wieder den malerischen Blick auf die Wasserfläche und die jenseits des Wassers liegenden Partien des Waldparks. Von hier lassen sich die vielen Wasservögel, Stockenten, Blessrallen, Teichhühner und Haubentaucher, in der Zugzeit auch Gäste aus dem Norden, gut beobachten und mit etwas Glück gewahrt der Beobachter wie einen blauen Blitz den schnellen Flug des Eisvogels am Ufer entlang. Der Kaninchenberg hat seinen Namen vom hier früher zahlreich vorkommendem Kaninchenvolk, das etliche Gänge und Höhlen in die Substanz des Hügels buddelte, jedoch seinen Bestand bisher nicht hat gefährden können. Hier gibt es auch Bäume mit Höhlen und ausgemorschten Astlöchern, in denen gelegentlich der Waldkauz zum Vorschein kommt und Kleiber, Baumläufer, Grün- und Buntspecht zu beobachten sind. Der Park bietet mit seinen vielen alten Bäumen und den mannigfaltigen Strauchstrukturen nach Kartierungen des Naturschutzbundes 35 Vogelarten Brutplätze.

Die wiederum weiter westlich gelegene, von einem Weg umrundete sogenannte "Baumwiese" ist durch Überplanung des ehemaligen Obstbongerts im Zusammenhang mit dem "Gehölzgarten", quasi als Widerlager, entstanden. Walter Baron von Engelhardt hat hier zwei Papierbirken (Betula papyrifera) gepflanzt und ihnen durch Rückschnitt in den ersten Standjahren den für diese Baumart typischen Habitus in ihrer Heimat im nördlichen Kanada gegeben, nämlich als Großstrauch mit mehreren Stämmlingen. Diese eigenartige Baumform entsteht durch die extreme Witterung des Heimatgebietes: Mitten im Sommer kann es zu Eisregen und Schnee kommen, die jungen Triebe der Bäume brechen. Als Reaktion erfolgt ein Neuaustrieb von Knospen in Bodennähe. Der Vorgang kann sich über Jahre wiederholen, bis schließlich einige Stämmlinge so stabil werden, dass sie den Unbilden der Witterung standhalten und zu einer mehrstämmigen, breit ausladenden Krone heranwachsen. Weitere Baumarten, welche die Wiese umstehen, sind: Silberahorn (Acer sacharinum "Wieri"), Tatarischer Ahorn (Acer tataricum) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Bis vor einigen Jahren gab es auch noch einen Großblattahorn (Acer macrophyllum), der jedoch seit Jahren kränkelte und schließlich durch einen Pilz zu Tode kam. Er wurde durch zwei Exemplare des Nikko-Ahorns (Acer maximowczianum) ersetzt.

An der Südseite des Rundweges lag der ehemalige Staudengarten. Er war ohne Frage der Liebling meiner Mutter, sie wandelte dort oft zusammen mit Frau Anni Leendertz, einer Cousine meines Vaters, die in ihrer Jugend Gartenbau gelernt hatte und sich in meiner Erinnerung immer intensiv um Anlage und Pflege dieses Gartenteils gekümmert hat. Dieser nach Planung von Baron von Engelhardt entstandene, von vielen Wegen durchzogene Staudengarten mit Beeten in der für Engelhardt typischen L-Form, fiel beim Luftangriff auf Krefeld im Juni 1943 einer Luftmine vollständig zum Opfer. Er wurde nach dem Krieg sicher auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht wieder hergestellt. Statt dessen diente mir die Fläche zur Anlage eines Rhododendronhains mit einigen immergrünen Großbäumen wie Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) Gelbkiefer (Pinus ponderosa) und anderen. Die 1973 als Baumtor gepflanzten Mammutbäume machen ihrem Namen alle Ehre: Ihre Stammumfänge sind bei 3,50 und 3,10 m und ihre Höhen bei 21,5 und 16,5 m angekommen. Man kann ihnen, wie man so schön sagt, beim Wachsen zusehen.

Herzstück und am besten dokumentiert ist der östlich von Baumwiese und Staudengarten gelegene "Gehölzgarten". Er ist zusammen mit der an der nördlichen Seite des Hauses angebauten Terrassenanlage, auf die sich eine lange Mittelachse nach Osten ausrichtet, das eigentliche Zentrum der in den Jahren 1937 bis 1939 entstandenen Gartenanlage. Zusammen mit dem ehemaligen Staudengarten und Teilen der Baumwiese umfasst das etwa 1,5 ha große Gelände den früheren etwa gleichgroßen Obstbongert, der aus Altersgründen der Gartenanlage geopfert wurde. Zur gleichen Zeit entstanden zwischen Maria-Sohmann-Straße und Papendyk auch die umfangreichen intensiv bewirtschafteten Obstplantagen, welche lange Zeit die wirtschaftliche Basis des Heilmannshofes bildeten . Der Gehölzgarten ist durch ein streng geometrisches Wegeraster in 20 Beete gegliedert. Drei Längs- und drei Querwege waren mit Kantensteinen eingefasst und mit Perlkies auf Aschenunterbau ausgestattet. Nebenwege in polygonalen Sandsteinplatten erschlossen die größeren Beete zusätzlich. In einer Dissertation über das Werk des Landschaftsarchitekten Wilhelm Baron von Engelhardt ist der Garten in seiner historischen Entwicklung nach den uns zur Verfügung stehenden Unterlagen beschrieben als die letzte dokumentierte Anlage des Gartenkünstlers. In einem erhaltenen Brief an meinen Vater nach Kriegsbeginn 1939 schreibt er u.a.: "Ob Sie in dieser unruhvoll bewegten und kriegserfüllten Zeit an Ihren Garten gedacht oder gar an ihm weitergebaut haben? " Er hat, denn so weit ich mich erinnere und aus Erzählungen meiner Mutter weiß, wurde der Umbau der Terrasse nach Engelhardts Plänen erst 1940 fertiggestellt. Ursprünglich war ein Gärtner mit der Pflege der Anlage betraut, in den späteren Kriegs- und Nachkriegsjahren war die intensive Pflege aus vielen Gründen nicht mehr möglich, nach dem Tod meiner Mutter 1977 überwucherte Efeu und Graswuchs gänzlich die Wege und Beete. Ab 1989, nachdem ich den Betrieb (Obstbau und Baumschule mit Verkauf) zwei meiner Töchter übergeben hatte, begannen meine Frau und ich, Teile des Wegesystems wieder zu aktivieren (Abb. 10). Den Mittelweg ließen wir nach Entnahme der Kantensteine gezielt eingrasen, weil die allzu strenge Form durch den Weg als Mittelachse unserer Gartenauffassung nicht entsprach. Ohne den Weg wirkt die Mittelachse als Rasenfläche viel weicher, die schwingenden Linien der Gehölzsäume kontrastieren nicht mehr mit der ehemals harten Linie des schnurgeraden Weges, das Grundkonzept wird aber nicht wesentlich verändert. Die beiden seitlichen Längswege haben wir unter Verwendung der noch vorhandenen alten Einfassungselemente in den alten Zustand versetzt, ebenso zwei der Querwege; so ist heute die Grundstruktur der Anlage wieder sichtbar und begehbar.

Das Grundprinzip des Engelhardtschen Gartens, den freiwachsenden Gehölzen in den Beeten durch die strenge Wegeführung einen formalen Rahmen zu geben, verbunden mit der Möglichkeit, die vielen liebevoll zusammengestellten Gehölze von nahem betrachten zu können, ist zum größten Teil wiederhergestellt. In der erhaltenen Pflanzenliste sind über 200 verschiedene mit Nummern versehene Gehölzarten aufgeführt, die in dem ebenfalls erhaltenen Pflanzplan aus dem Jahr 1938 verzeichnet sind. So haben wir heute einen Nachweis, in welchen der Beete welche Pflanzen gesetzt worden sind. Viele Arten, vor allem die Rosen und Bodendecker haben die pflegearmen Jahrzehnte nicht überlebt, auch haben die strengen Kriegswinter, vor allem der schon erwähnte Winter 1941/42, etlichen empfindlicheren Pflanzenarten und Sorten den Garaus gemacht. Dichtstandprobleme haben uns zusätzlich veranlasst, einige Bäume und überalterte Großsträucher zu fällen, um den Charakter der Gesamtanlage zu erhalten und unterdrückten, aber durchaus lebensfähigen Gehölzen eine Chance zu bieten. Auch wurden inzwischen Nachpflanzungen einiger verlorengegangener Arten getätigt. Die Terrasse markiert das östliche Ende des Gehölzgartens, von hier aus geht der Blick nach Westen bis zu einem kleinen, von einem doppelten Baumtor betonten Rasenplatz mit einer in den letzten Jahren mittig aufgestellten Blumenstele. Die Endpunkte einer Querachse, ehemals als kleine Sitzplätze mit weißgestrichenen Gartenmöbeln ausgestattet, werden heute begrenzt durch beiderseits aufgestellte Steinbänke aus England (National Trust), die keine Pflege benötigen, aber als Point de vue gut geeignet sind.

Gartendenkmalpflege ist ein Abenteuer. Ganz anders als bei Baudenkmälern dient als Baumaterial lebende Substanz; Pflanzen verändern sich durch Wachstum, aber auch durch unvorhersehbare Einflüsse der Witterung. Der Gartenarchitekt hat ein Bild als Planungsvision im Kopf, der einen möglichen, bestenfalls wahrscheinlichen Zustand der Gartenanlage in 20 und mehr Jahren darstellt. Seine Kunst besteht darin, seine Komposition den vorgefundenen Gegebenheiten anzupassen, wie Boden, Kleinklima, Umgebung. Er muss den "genius loci" erspüren. Und der Gartendenkmalpfleger, der Bewahrer, muss, wie der berühmte Gartenschöpfer Fürst Pückler gesagt haben soll, ein kaltes Herz und eine "silberne" (sprich "scharfe") Axt haben. Denn schon nach 10 bis 15 Jahren müssen Eingriffe in die Substanz erfolgen, will man das Konzept als Ganzes erhalten. Je länger damit gewartet wird, um so härter fallen die Eingriffe aus: Liebgewordene Bäume oder Sträucher, die den Rahmen der Anlage sprengen oder andere Pflanzen unterdrücken, müssen verjüngt, oder ganz entnommen werden. Und manche Enttäuschung, etliche Verluste bleiben im Laufe der Zeit dem Bewahrer nicht erspart, zum Beispiel durch Frost, Sturm und Dürre, oder auch durch das wechselvolle Schicksal einer Familie, die in Kriegs- und Notzeiten ihr Augenmerk auf andere Probleme des Lebens lenken muss, als den Erhalt eines Parkes oder Gartens. Aber ein schlafender Garten oder Park, aller Pflege über Jahre entäußert, kann wie erneuert aufwachen, wenn es einmal wieder jemanden in der Familie gibt, der sich um ihn kümmert.